Menschen, die am Anfang ihrer Abstinenz stehen, kennen die Furcht vor kritischen Situationen. Sie sind teils mit hohen Erwartungen verbunden. Dadurch bergen diese Situationen ein deutliches Risiko, dem gerade in der ersten Zeit erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

Das eigene Rückfallrisiko sollte zusammen mit Gleichbetroffenen in der Selbsthilfe, mit einem/r Berater/in oder Therapeuten/in erforscht und besprochen werden.

Wer um die eigene Gefährdung in bestimmten Situationen weiß, ist weniger gefährdet!

Es ist nicht möglich und nicht wünschenswert, all diese Situationen aus seinem Leben auszuschließen. Sie gehören zu unserem Leben dazu und es ist wichtig, selbstbewusst damit umzugehen.

 

Was sind „kritische Situationen“?

Verschiedene Situationen bergen ein erhöhtes Rückfallrisiko:

  • unangenehme Gefühle (z.B. Einsamkeit, Selbstzweifel, Ängste, Ärger, Überforderung, Unterforderung)
  • Konflikte mit anderen Menschen (Partner, Freunde, Kollegen)
  • Aufforderungen zum Konsum (bei Festen, auf Familienfeiern, von Bekannten) und mangelnde Fähigkeit zur Abgrenzung
  • Suchtmittelverlangen (Suchtdruck).
  • der Versuch, kontrolliert zu konsumieren.
  • fehlende Achtsamkeit oder Selbstüberschätzung in angenehmen Situationen (Feierlichkeiten) und überschwänglichen Zuständen
  • körperliche Beschwerden (Schlaflosigkeit, Schmerzen)

Kennen Sie Ihre kritischen Situationen und Gefühle?

Sollten Sie diese Frage mit „Nein“ beantworten, denken Sie in einer ruhigen Minute darüber nach. Suchen Sie im Anschluss das Gespräch mit Ihrer Vertrauensperson oder Ihrer Selbsthilfegruppe. Sie werden Sie unterstützen und können Ihnen Tipps geben! Gleiches gilt für diejenigen, die die Frage mit „Ja“ beantwortet haben: Reden Sie über Ihre kritischen Situationen! Finden Sie gemeinsam heraus, was Ihnen helfen kann.
Aber Achtung! Suchen Sie nicht unnötig heikle Situationen auf, auch nicht „zu Trainingszwecken“. Gerade im ersten Jahr ist Ihre Rückfallwahrscheinlichkeit besonders hoch. Vermeiden Sie deshalb unnötige Risikosituationen. Sie kommen früh genug von ganz allein. Spielen Sie sie im Kopf durch und überlegen Sie sich Antworten: Was werden Sie sagen oder antworten? Was werden Sie tun? Sprechen Sie es laut aus! Üben Sie immer wieder! Nutzen Sie Ihre Strategien und Ihr Handwerkszeug, wenn es notwendig wird.